Warum du als Solo-Unternehmerin Haltung zeigen solltest

Juli 9, 2019
von Angelika Färber

Warum du als Solo-Unternehmerin Haltung zeigen solltest

Wenn du Beraterin, Coach oder Trainer bist, dann macht deine Haltung, mit der du an deine Arbeit herangehst, einen wesentlichen Unterschied für deine Kunden oder Klienten. Denn wie du zu bestimmten Dingen stehst, hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie du Dinge tust. 

Deshalb ist es wichtig, diese Haltung auch zu zeigen, damit deine Kunden sich daran orientieren können. Und gerade für uns Solo-Unternehmer steckt im Haltung-Zeigen ein großes Potenzial: Nicht austauschbar zu sein. 

Warum deine innere Haltung nicht egal ist

Ich erinnere mich an einen Besuch bei meinem örtlichen Berufsberater vor vielen Jahren. Damals war ich frische Studentin und hatte die Entscheidung getroffen, mein Studium nach zwei Semestern abzubrechen. Ich wollte erst einmal eine Ausbildung machen (wobei ich da für andere Vorschläge durchaus offen gewesen wäre).

Der Beruf interessierte mich nicht besonders. Ich wollte erstmal was Praktisches machen, um mich dabei zu orientieren, was ich studieren könnte. Meine Kriterien waren „was im Büro und mit Menschen“. Und: „Hauptsache raus aus der Provinz.“ So bat ich den Berufsberater, mir Adressen von Ausbildungsbetrieben in Frankfurt oder Köln zu geben - den nächstgelegenen Großstädten.

Da ich ja eher grobe Kriterien hatte, sollte das ja sicher kein Problem sein - dachte ich. Doch das Problem war, dass dieser Berufsberater die Haltung vertrat: Wer Abitur macht, der muss auch studieren. Das wusste ich schon von seinen Besuchen in meiner Schule. Und nun kam ich und sagte ihm, ich wolle mein Studium abbrechen.

Dementsprechend unkooperativ war er, wobei - "Arbeitsverweigerung" ist sicher die bessere Bezeichnung für seine Haltung. Er hinterfragte meine Entscheidung nicht, machte mir keine Angebote und Adressen zum Bewerben schickte er mir keine. (Dies war wohlgemerkt in der Vor-Internet-Zeit. Eine Ausbildungsstelle in Köln habe ich dann dennoch auch ohne seine Hilfe gefunden.)

Daran siehst du: Es ist nicht egal, mit welcher Haltung du an deine Arbeit herangehst.

Hätte dieser Mann nicht die Haltung vertreten, sein Dogma jedem aufzwingen zu müssen, hätten wir womöglich eine andere Lösung für mich gefunden. Vielleicht direkt ein passenderes Studienfach - oder einen besser geeigneten Ausbildungsberuf, als den, den ich dann erlernt habe.

Was ist besonders an deiner inneren Haltung?

Wenn du etwas anbietest, das es schon zigmal gibt, steht für dich immer die Frage im Raum, was macht dich anders? Hier erfährst du, worauf es dabei ankommt: "Wie du dich von Wettbewerbern unterscheidest und mehr ideale Kunden gewinnst."

Deine innere Haltung spielt eine wesentliche Rolle bei der Beantwortung dieser Frage.

Sie ist etwas sehr Persönliches und macht dich einzigartig, sie ist sozusagen dein innerer Fingerabdruck.

Sicher wirst du Leute oder auch Kollegen finden, die in den wesentlichen Punkten deine Ansicht teilen. Doch auch da wird es Abweichungen geben bei einzelnen Aspekten. Du dürftest kaum jemanden finden, der in allen Punkten zu hundert Prozent auf deiner Linie ist.

Individuell ist auch die Art, wie du deine Haltung umsetzt: In deiner Arbeit.

Und wie du sie auf verschiedene Arten kommunizierst.

Genauso wie deine Art zu sprechen etwas sehr Eigenes ist, ist es auch die Art, wie du Dinge ausdrückst und vermittelst - sofern du bei dir bleibst und nicht versuchst, andere nachzuahmen.

Deshalb sage deutlich und klar, wie du die Dinge siehst. Zeige, wofür du stehst.

Betone das, was dir wichtig ist immer wieder - auch und gerade über dein Marketing.

Traue dich auch bei deinen Inhalten wie beispielsweise Blogartikeln, eine klare Meinung zu zeigen.

Hilf deinen Kunden, Wissen einzuordnen

Wissen zu vermitteln ist wichtig. Und gerade da, wo es deinen Kunden noch an Wissen fehlt, kannst du durch Wissensergänzung guten Service leisten. 

Doch heutzutage haben wir eher das Problem von unendlich viel Wissen. Zu keiner Zeit in der Menschheitsgeschichte war Wissen so frei und in solchen Massen verfügbar wie heute.

“Statt neues Wissen brauchen Kunden deshalb oft häufiger die Möglichkeit, all dieses Wissen einordnen zu können. Und dabei kannst du helfen, indem du deine Sicht der Dinge zeigst.”

Was hat zum Beispiel meine Kundin davon, wenn ich ihr sage: „Sei da, wo deine Zielgruppe ist“ - und dann stellt sie fest, ihre Zielgruppe ist über vielfältige Wege zu erreichen? Denn dann bleibt immer noch die Frage: Soll sie all diese Wege bedienen? Oder wo soll sie anfangen?

Die Information alleine würde sie hier also nicht wesentlich weiterbringen. Was sie dazu braucht, ist eine Empfehlung. Und die ergibt sich aus meiner Haltung zu diesem Thema.

Auch genau zu diesem Thema habe ich ein schönes Beispiel einer klaren Haltung in einem Interview mit Mark Schaefer  (ab Min. 34) gefunden, einen bekannten Autor und Redner der amerikanischen Content-Marketing-Szene.

Entgegen einiger Aussagen seiner Kollegen, ist es aus seiner Sicht nicht sinnvoll, auf sämtlichen Social Media-Kanälen unterwegs zu sein oder gleich alles, was es an Formaten gibt, bedienen zu müssen: Blog, Videos, Podcast etc. Denn er sagt: „Du kannst nicht überall exzellent sein - aber du brauchst Exzellenz, um hervorzustechen.“

Als Empfänger einer solchen Nachricht kann ich mir nun überlegen, klingt das sinnvoll für mich? Kann ich damit was anfangen und wenn ja, was mache ich damit? Oder entscheide ich, der Typ hat keine Ahnung oder ist ein Spinner und deshalb mache ich auch nichts mit dieser „Information“?

Deshalb, mache dir klar: Du darfst und sollst polarisieren.

Durch klare Standpunkte zeigst du dich so wie du bist

Ein klarer Standpunkt ist auch angreifbar, das mögen wir oft nicht. Und ja, das kann auch mal  mit "Muffensausen" verbunden sein. Doch gleichzeitig zeigst du dich dadurch so wie du bist, mit dem, was dich ausmacht - und gibst dich damit den Leuten zu erkennen, die genau das wollen.

Stefanie von Brück hilft Eltern und Erzieher bei der Kita-Eingewöhnung. Sie hat dieses Gefühl und ihre Gedanken dazu wunderbar in einem Posting auf Facebook zusammengefasst:

Mit freundlicher Freigabe durch Stefanie von Brück und Birgit Schultz von Marketing-Zauber. Vielen Dank!

Dass du also manchmal Angst vor der eigenen Courage bekommst, ist sicher normal. Vielleicht provozierst du durch deine Aussagen auch in einigen Fällen Diskussionen, die du lieber nicht hättest. 

Doch diejenigen, die mit dir nicht einverstanden sind, sind in der Regel auch nicht deine idealen Kunden. 

 Deine idealen Kunden werden es lieben, wenn du zu deiner Sache klar Stellung beziehst. Sie wollen klare Signale von dir, dass du die Richtige für sie bist.

Kompetenz allein reicht schon lange nicht mehr. Denn du hast viele kompetente Kollegen, zu denen deine Kunden ja genauso gut gehen könnten, käme es ihnen nur darauf an.

Doch auch hier sei gesagt - klare Statements alleine reichen nicht aus.

Deine Haltung sollte sich durch dein ganzes Business ziehen und dein Außenbild sollte entsprechend passen und stimmig sein. Ansonsten verkommt deine Haltung zu einem leeren Versprechen, was deine Glaubwürdigkeit bei potentiellen Kunden beschädigt.

Die Frage ist immer, tust du das, was du sagst? Stimmen deine Aussagen und Handlungen überein? 

Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich spreche hier nicht davon, dass du hinausposaunen musst, welche politische Meinung du vertrittst oder wie du zu bestimmten ethischen Fragen stehst. Es geht hier ausdrücklich um deine Haltung zu Themen deiner Expertise.

Mich irritiert es, wenn ich auf einem Blog von einer Unternehmensberaterin einen Artikel über ihre Meinung zur deutschen Sozialpolitik lese oder darüber, wie doof doch die DSGVO ist. Ganz gleich, ob ich die darin geäußerte Meinung teile oder nicht.

Menschen besuchen Websites in der Regel, weil sie etwas über das Unternehmen erfahren wollen oder weil sie Informationen zu dessen Thema wollen - und zu sonst nichts.

Ein paar Fragen, die dir helfen, über deine Haltung nachzudenken

Falls du deine Haltung für dich noch nicht klar formuliert hast, können dir die folgenden Fragen helfen, sie zu entwickeln:

  • Welche Haltung nimmst du zu deinem Thema ein und inwieweit unterscheidet sie sich von anderen?
  • Was stört dich an deiner Branche? Womit bist du nicht einverstanden und warum?
  • Gibt es Mythen oder Klischees, gegen die du angehen willst?
  • Gibt es Dinge, die viele deiner Kollegen übersehen, die du aber wichtig findest?
  • Hast du zu wesentlichen Themen deiner Arbeit eine ganz andere Meinung als der Großteil deiner Branche?

Fazit


Ich konnte mir den Berufsberater damals nicht aussuchen - er wurde als für mich zuständig erklärt, von wem auch immer. Doch deine Kunden können sich aussuchen, mit wem sie arbeiten, von wem sie sich beraten lassen.

Deine Kunden suchen deshalb immer wieder - auch unbewusst - nach Orientierungspunkten. Und deine innere Haltung zu deiner Arbeit, ist ein solcher Orientierungspunkt - wenn du sie nach außen trägst.

Denn so können Kunden entscheiden: Resoniert das oder nicht? Teile ich diese Ansicht, fühle ich mich damit gut aufgehoben oder sehe ich das ganz anders und suche weiter?

Bist du dir nicht ganz sicher, ob du dich nach außen gut differenzierst? Hast du das Gefühl, dein Außenbild ist nicht (mehr) ganz stimmig? Dann frage jetzt ein kostenloses Strategie-Gespräch mit mir an und wir finden heraus, an welchen Stellschrauben du drehen musst.

Wer schreibt denn hier?

Ich bin Angelika Färber und ich helfe Solo-Unternehmern, sich nach außen so zu zeigen, dass es sich stimmig für sie anfühlt. Damit sie ein Business haben, das ihnen entspricht und mit dem sie die Kunden gewinnen, auf die sie wirklich Lust haben.





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  1. Ein sehr spannender Artikel von Dir, liebe Angelika. Das Thema Haltung beschäftigte auch mich immer wieder. Ich habe festgestellt, dass es für mich dann schwierig wurde, MEINE innere Haltung „einzuhalten“, wenn ich zu oft und zu viel in den „sozialen“ Medien unterwegs bin. Dann, wenn ich die so gern erwähnten „ultimativen Tipps“ in mich aufgenommen habe und dabei wieder ins Wanken geraten bin, z.B. bei der Ansage, dass jeder Trainer und vor allem (auch) ich tatsächlich und UNBEDINGT für meine Beratungen irgendwelche Online-Tools brauche. Dabei bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass echtes Coaching (für mich!) immer und immer wieder „nur“ persönlich, live und auf absoluter Augenhöhe stattfinden kann. Mittlerweile stehe ich immer deutlicher zu dieser, meiner Haltung, dass es mich nur live und vor Ort und im direkten spürbaren Kontakt mit meinen Klienten gibt. Danke für diesen tollen Artikel. Herzliche Grüße Silke Steigerwald

    1. Liebe Silke,
      vielen Dank für Deinen Kommentar! Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt. 🙂 Du sprichst einen wichtigen Punkt an, nämlich, dass all die vielen Tipps und Ratschläge, die täglich auf uns einprasseln, uns von uns selbst ablenken können. Ein gewisses Maß an Input finde ich schon gut und sinnvoll, um Anregungen zu bekommen oder sich auch selbst zu hinterfragen. Doch lasse ich zuviel davon zu, führt das zu Verunsicherung. Irgendwann ist man nicht mehr bei sich und lässt sich zu Dingen hinreißen, die zu einem gar nicht passen. Die Kunst ist sicher zu merken, wann es zu viel wird, welche Dosis die richtige ist. Das ist sicher auch eine Sache der Erfahrung. Es freut mich, dass Du da für Dich zur Klarheit gekommen bist. So weißt Du, was Du ausblenden musst, auf wen oder was Du hörst und auf wen nicht. 🙂
      Liebe Grüße
      Angelika

  2. Als Heilpraktikerin bin ich für meine klare Haltung bekannt. Gerade durfte ich wieder erleben, dass ein neuer Patient am Ende des Erstgesprächs mitteilte: „Mein Freund hat mich geschickt. Er sagte Sie seien ein harter Hund und lassen keine Ausreden gelten. Genau so jemanden brauche ich um gesund werden zu können“. Am Anfang hat mich dieser Stempel „harter Hund“ betroffen gemacht und dann habe ich erkannt, dass ich genau das bin. Nicht um hart zu sein, sondern um meine Patienten an Ihr Ziel zu bringen.
    Alles Liebe
    Annette

    1. Liebe Annette,

      vielen Dank für deinen Kommentar!Das finde ich ein tolles Kompliment, wenn dir ein Patient sagt, dass er genau dich braucht und dass er nicht irgendjemanden will. Und es zeigt, dass du gerade dadurch, dass du Ecken und Kanten zeigst, einen echten Unterschied machst. Freut mich für dich. 🙂

      Liebe Grüße
      Angelika

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